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Cornelia Sollfrank: "Schießübung im Garten der Künstlerin, Celle August 2008".
image copyright Tranquillium Photography

Cornelia Sollfrank (Deutschland *1960)

Cornelia Sollfrank, bekannt als Pionierin der Netzkunst, studierte an der Akademie der Künste München und der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Seit Mitte der 1990er Jahre erforscht die Künstlerin die weltweiten Kommunikationsnetze und überträgt künstlerisch-subversive Strategien der klassischen Avantgarden ins digitale Medium. Neue Formen von Autorschaft, künstlerische Verfahren der Aneignung sowie Networking und Kommunikation als Kunstformen stehen dabei im Vordergrund. Viele ihrer Arbeiten enthalten zudem – implizit oder explizit – einen genderspezifischen Ansatz.

„Seit 2006 arbeite ich an einer Reihe, in der ich mich auf künstlerische Arbeiten beziehe, die als 'feministisch’ verstanden werden können. Es handelt sich um ein Experiment, das darin besteht, mich diesen Arbeiten durch Wiederholung zu nähern. Die Auswahl der Arbeiten erfolgt rein intuitiv; es sind Arbeiten, denen ich mich verbunden fühle, die ich wertschätze, und die für mich selbst als Künstlerin und Feministin einflussreich waren.

Der Prozess der Wiederholung beschränkt sich auf die zentrale Idee der Werke, die Wahl der Medien sowie die Ausgestaltung ist frei. Durch die zeitliche Verschiebung der Arbeiten von mehreren Jahrzehnten nehme ich eine Überprüfung des Wahrheitsanspruchs der Werke vor: In welcher Beziehung steht der Erkenntnisgehalt der ursprünglichen Werke zur heutigen Zeit? Zusätzlich zu den Aussagen über die historisch differente Situation interessiert es mich, die angewandten ästhetischen Verfahren im Hinblick auf ihre Tauglichkeit als zeitgenössische Methoden des Erkenntnisgewinns zu untersuchen.

Zu der Reihe "Re-visiting Feminist Art" gehören bisher: 'Aus der Mappe der Hundigkeit’ von VALIE EXPORT, 'Mes Approches’ von Annette Messager, "Schießbilder" von Niki de Saint Phalle, 'SCUM Manifesto’ von Valerie Solanas.“
Cornelia Sollfrank, November 2008

Seit 2006 arbeitet Cornelia Sollfrank an ihrer Reihe "Re-visiting Feminist Art", in der sie sich mit für sie relevanten Kunstwerken befasst. In "Le chien ne va plus" führt sie einen Mann auf allen Vieren an Halsband und Leine durch ein Hamburg-Harburger Einkaufszentrum spazieren, wie zuvor VALIE EXPORT in "Aus der Mappe der Hundigkeit" Peter Weibel durch die Straßen Wiens. Derweil beobachtet die Kamera das Verhalten der Menschen - insbesondere Kinder und Jugendliche haben ihren Spaß.

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Cornelia Sollfrank: "Le chien ne va plus" (2006). image copyright Tranquillium Photography

Cornelia Sollfrank: TroubleShooting
Performance, Akademie der Kuenste, Berlin, 2008
In den Jahren 1961/62 erregte die 30jährige Niki de Saint Phalle mit ihren Schieß-Performances weltweites Aufsehen. Sie präparierte Holzplatten mit Gips und Farbbeuteln und verteilte die Farben über das 'Bild', indem sie mit einem Gewehr darauf schoß. Neben den entstandenen 'blutenden' Gemälden (und später Assemblagen) beschäftigte die Kritiker und die Öffentlichkeit vorallem das Bild der Frau mit Waffe sowie die von der Künstlerin zum Ausdruck gebrachte Aggressivität und Lust beim Schießen: "I had become addicted to shooting, like one becomes addicted to a drug". Eine der vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten der Schieß-Performances lieferte die Künstlerin selbst: "I was shooting at myself, society with its injustices, I was shooting at my own violence, and the violences of the time."

In ihrer Aktion "TroubleShooting" griff Cornelia Sollfrank diese fast vergessene Arbeit der heute hauptsächlich für ihre Nanas bekannten Künstlerin auf und wiederholte sie. Cornelia Sollfrank, die sich seit vielen Jahren für Schusswaffen interessiert und eine reichhaltige Sammlung von Bildern von Frauen mit Waffen zusammentrug, nahm die Wiederholung der Performance zum Anlass, selbst schießen zu lernen und sich der Frage auszusetzen, auf wen oder was sie ihre Waffe richtet.

Nichtzuletzt geht es Sollfrank darum, mit Hilfe dieses Experiments eine Aussage darüber treffen zu können, ob heutige Weiblichkeitskonzepte -- anders als vor 50 Jahren -- offen ausgelebte Aggressivität beinhalten.

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Cornelia Sollfrank: "Schießübung im Garten der Künstlerin, Celle August 2008".
image copyright Tranquillium Photography

 

In der Ausstellung:

"Trouble Shooting", 2008. Performance und sechs Schießbilder nach Niki de Saint Phalle, Akademie der Künste, Dezember 2008. Aus der Serie "Re-visiting Feminist Art".


Im Videoarchiv:

"Le chien ne va plus" (aus "Re-visiting Feminist Art", 2006, 13:27min.


Im Performanceprogramm:

"Trouble Shooting", 2008.


Links:

Cornelia Sollfrank Website